Schmerztherapie - ein Essay

08. Februar 2025

Schmerztherapie ist in der Medizin allgegenwärtig: praktisch jeder Arzt ist mit Schmerzen seiner Patienten konfrontiert. Wir in der Neuropraxis können Sie mit unseren evidenzbasierten interventionellen Methoden bei vielen Schmerzzuständen unterstützen.

Medikamentenkrisen wie die Opioid-Epidemie in Nordamerika, aber auch Mangel-Lagen an Schmerzmedikamenten vor unserer Haustür, rücken die Schmerztherapie immer wieder in den Fokus der Medien. Weitgehend still und unbemerkt haben sich schulmedizinische Methoden zur Schmerztherapie entwickelt, für deren Wirksamkeit immer mehr Daten gesammelt werden.

Interventionelle Schmerztherapie zielt auf gezielte und hochpräzise Behandlungen von Strukturen im Körper. Diese Strukturen aufzufinden, zu beschreiben und gezielt zu beeinflussen, gelingt heute dank moderner Bildgebung und fundierter Ausbildung in Anatomie und Physiologie. Zusammen mit der körperlichen Untersuchung und vor allem der Anamnese (Schmerzgeschichte) können wir eine Diagnose stellen und einen Therapieplan entwickeln. Sie als Patient selbst sollen die Möglichkeit erhalten, zwischen den verschiedenen Optionen auszuwählen.

Infiltration = Kortison?

Dieses Dogma, das sich über Jahrzehnte hielt und von Ärzten hemmungslos angewendet wird, muss fallen! Nachgewiesenermassen hat Kortison neben dem entzündungshemmenden auch einen katabolen Effekt: Das heisst, es baut Körpergewebe ab, auch gesundes. Als Konsequenz können lokal zum Beispiel Knorpelzellen beschädigt werden (beschleunigte Arthrose) oder Knochenzellen aufhören, gesunden Knochen aufzubauen (Osteoporose). Hat ihnen ihr Arzt dies bei der letzten «Spritze» erklärt?

Dabei haben neuartige Therapien und Ansätze häufig deutlich bessere Effekte über längere Zeit gesehen. Kurzfristig mag ein «Schuss» Kortison ebenfalls die Schmerzen nehmen, was aber zu wenig weit gedacht ist. Wollen wir in zwei, drei Jahren Nebenwirkungen davon?

Regenerative und neuromodulative Therapie

Die Schmerzleitung von Zehe bis Hirn kann beeinflusst werden, lokal und gezielt, möglichst nah dort, wo nötig. Strom, Nadeln, Drähte, Hitze und Kälte werden eingesetzt. Wo nötig können Nerven mit minimalem Trauma einer Nadel unterbrochen werden. Eine Heilung von schmerzhaften Strukturen zu erreichen, ist aber für Funktion und Wahrnehmung attraktiver: Körpereigene Zellen sind in der Lage, die meisten Verletzungen zu reparieren. Dies können wir ausnutzen und sie an die Orte locken, wo sie gebraucht werden. Stichwort PRP («Plättchen aus Eigenblut») und Prolotherapie («Glucose/Zucker»).

Nicht nur am Herzen werden Schrittmacher implantiert, auch gegen Schmerzen («Spinal cord stimulator» oder «peripheral nerve stimulator») können Schrittmacher wirksam sein: Die Schmerz-Nerven werden durch feine Stromimpulse über Jahre beeinflusst. Immer mehr verschiedene Schmerz-Syndrome scheinen darauf anzusprechen.

Auch wenn Gesetzgeber und Sozialversicherungen sparen und wirksame neue Therapien häufig nicht mitfinanzieren, sind wir überzeugt, dass unsere Patienten davon profitieren sollen. Nicht die Kassen kennen die Wirksamkeit von Therapien, sondern gut informierte Therapeuten! Leider: Denn längerfristig sind Patienten mit nachhaltig behandelten Schmerzen weniger teuer, als jene, die mit nachgewiesenermassen schädlichen Methoden aus dem letzten Jahrhundert in Kontakt gekommen sind. Auch für die Allgemeinheit der Prämienzahler.